Der Wettlauf zwischen Has‘ und Igel
„Du bildest dir wohl ein“, sagte der Igel, „dass du mit deinen Beinen mehr anfangen kannst?“
„Aber gewiss“, sagte der Hase.
“ Nun das kommt auf einen Versuch an“, meinte der Igel.
„Warte ab, wenn wir um die Wette laufen, lauf ich an dir vorbei!“
„Dass ich nicht lache! Du mit deinen krummen Beinen!“ sagte der Hase.
„Aber meinetwegen – wenn du so übergroße Lust hast. Was gilt die Wette?“
„Einen Goldtaler und eine Buddel Schnaps“, sagte der Igel.
„Angenommen“, sprach der Hase.
„Schlag ein. Dann kann’s gleich losgehen.“
„Nein, so eilig ist es nicht“; meinte der Igel, „ich bin gerade erst aufgestanden, erst will ich mal nach Hause gehen und ein bisschen frühstücken. In einer halben Stunde bin ich wieder zur Stelle.“
Damit war der Hase einverstanden, und der Igel ging los. Unterwegs dachte er bei sich: „Der Hase verlässt sich auf seine langen Beine, aber dem werde ich’s schon zeigen. Er ist zwar ein vornehmer Herr, aber trotzdem ein dummer Kerl, und bezahlen muss er doch.“ Als der Igel zu Hause ankam, sagte er zu seiner Frau: „Frau, zieh dich schnell an, du musst mit mir aufs Feld!“
„Was gibt es denn?“ fragte seine Frau.
„Ich habe mit dem Hasen um einen Goldtaler und eine Buddel Schnaps gewettet. Ich will mit ihm einen Wettlauf machen, und da sollst du dabei sein.“
„O mein Gott, Mann!“ schrie die Igelfrau.
„Bist du verrückt geworden? Wie kannst du mit dem Hasen um die Wette laufen?“ „Halt den Mund, Weib“, sagte der Igel, „das ist meine Sache. Misch dich nicht in Männergeschäfte. Los, zieh dich an, und dann komm mit.“
Was sollte die Frau machen. Sie musste ihm folgen, ob sie wollte oder nicht.
Beim vierundsiebzigsten Mal aber kam der Hase nicht mehr ans Ziel. Mitten auf dem Acker stürzte er auf den Boden, das Blut floss ihm aus dem Hals, und er blieb tot auf der Stelle liegen. Der Igel aber nahm seinen gewonnenen Goldtaler und die Buddel Schnaps, rief seine Frau aus der Furche zurück, und beide gingen vergnügt miteinander nach Hause. Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute.
So kam es, dass auf der Buxtehuder Heide der Igel den Hasen totgelaufen hat. Seit jener Zeit hat es sich kein Hase wieder einfallen lassen, mit einem Buxtehuder Igel um die Wette zu laufen.
Die Lehre aber aus der Geschichte ist: Erstens, keiner, auch wenn er noch so vornehm ist, soll auf den Gedanken kommen, sich über einen einfachen Mann lustig zu machen, und wäre der auch nur ein Igel.
Es war an einem Sonntagmorgen im Herbst, und der Buchweizen blühte. Die Sonne war strahlend am Himmel aufgegangen, der Morgenwind strich warm über die Stoppeln, die Lerchen sangen in der Luft, im Buchweizen summten die Bienen. Die Leute gingen in ihren schönsten Sonntagskleidern zur Kirche. Alles was lebte war vergnügt – und der Igel auch.
Der Igel stand vor seiner Tür, hatte die Arme übereinander geschlagen, guckte dabei in den Morgenwind hinaus und trällerte ein Liedchen vor sich hin, so gut und so schlecht, wie es eben ein Igel am lieben Sonntagmorgen konnte. Wie er nun so halblaut vor sich hinsang, fiel ihm auf einmal ein:
„Solang meine Frau die Kinder wäscht und anzieht, kann ich ja ein bisschen im Feld spazieren gehen und mal sehen, wie meine Steckrüben wachsen.“
Die Steckrüben standen ganz nah bei seinem Haus, und weil er mit seiner Familie oft von ihnen aß, hielt er sie auch für seine eigenen.
Gesagt – getan. Der Igel schloss die Haustür hinter sich und machte sich auf den Weg zum Feld. Er war noch nicht weit gegangen und wollte gerade um den Schlehenbusch zum Steckrübenacker hinaufbiegen, da begegnete ihm der Hase.
Der war wegen ähnlicher Geschäfte ausgegangen und wollte seinen Kohl besehen. Als der Igel ihn erblickte, wünschte er ihm einen freundlichen guten Morgen. Der Hase aber, der ein vornehmer Herr war und furchtbar hochnäsig dazu, erwiderte nicht den freundlichen Gruß des Igels, sondern sagte eingebildet und voller Hohn: „Was läufst du denn hier am frühen Morgen im Feld herum?“
„Ich gehe spazieren“, sagte der Igel.
„Spazieren?“ lachte der Hase.
„Ich finde, du solltest die Beine zu besseren Dingen benutzen.“
Über diese Antwort ärgerte sich der Igel sehr. Er konnte alles vertragen, aber auf seine Beine ließ er nichts kommen, weil Igelbeine nämlich von Natur aus krumm sind.
Als sie miteinander unterwegs waren, sprach der Igel zu seiner Frau:
„Nun hör gut zu! Sieh mal, dahinten auf dem langen Acker wollen wir den Wettlauf machen. Und dabei wird der Hase in der einen Ackerfurche laufen und ich in der anderen, und von oben fangen wir an zu laufen. Nun hast du nichts weiter zu tun, als dich hier unten in die Furche zu stellen. Und wenn in der Furche der Hase ankommt, dann rufst du ihm entgegen: „Ich bin schon da.“ „
Mit diesen Worten waren sie beim Acker angelangt. Der Igel verwies seine Frau auf ihren Platz und ging selber den Acker hinauf. Als er oben ankam, war der Hase schon da.
„Kann es losgehen?“ fragte der Hase.
„Ja, dann man zu!“ sagte der Igel.
Und damit stellte sich jeder in seine Furche.
Der Hase zählte: „Eins – zwei – und drei“, und los raste er wie ein Sturmwind den Acker hinunter. Der Igel lief nur so drei Schritte, dann duckte er sich in die Furche nieder und blieb ruhig sitzen. Als nun der Hase in vollem Lauf unten ankam, rief ihm die Frau des Igels entgegen: „Ich bin schon da!“
Der Hase stutze und wunderte sich nicht wenig. Aber er zweifelte nicht, dass es der Igel war, der ihm das zurief. Denn bekanntlich sieht die Frau eines Igels genauso aus wie ihr Mann.
Der Hase aber meinte: „Das geht nicht mit rechten Dingen zu.“
Er rief: „Noch mal gelaufen, wieder zurück!“
Und ab jagte er wie ein Sturmwind, dass ihm die Ohren nur so um den Kopf flogen. Die Igelfrau aber blieb ruhig auf ihrem Platz. Als nun der Hase oben ankam, rief ihm der Igel entgegen: „Ich bin schon da!“
Der Hase war ganz außer sich vor Eifer und schrie:
„Noch mal gelaufen, wieder zurück!“
„Macht mir nichts aus“ antwortete der Igel. „Meinetwegen so oft du Lust hast.“
So lief der Hase noch dreiundsiebzig Mal, und der Igel hielt immer wieder mit. Jedes mal wenn der Hase unten oder oben ankam, sagten der Igel oder seine Frau:
„Ich bin schon da!“
Es war an einem Sonntagmorgen im Herbst, und der Buchweizen blühte. Die Sonne war strahlend am Himmel aufgegangen, der Morgenwind strich warm über die Stoppeln, die Lerchen sangen in der Luft, im Buchweizen summten die Bienen. Die Leute gingen in ihren schönsten Sonntagskleidern zur Kirche. Alles was lebte war vergnügt – und der Igel auch.
Der Igel stand vor seiner Tür, hatte die Arme übereinander geschlagen, guckte dabei in den Morgenwind hinaus und trällerte ein Liedchen vor sich hin, so gut und so schlecht, wie es eben ein Igel am lieben Sonntagmorgen konnte. Wie er nun so halblaut vor sich hinsang, fiel ihm auf einmal ein:
„Solang meine Frau die Kinder wäscht und anzieht, kann ich ja ein bisschen im Feld spazieren gehen und mal sehen, wie meine Steckrüben wachsen.“
Die Steckrüben standen ganz nah bei seinem Haus, und weil er mit seiner Familie oft von ihnen aß, hielt er sie auch für seine eigenen.
Gesagt – getan. Der Igel schloss die Haustür hinter sich und machte sich auf den Weg zum Feld. Er war noch nicht weit gegangen und wollte gerade um den Schlehenbusch zum Steckrübenacker hinaufbiegen, da begegnete ihm der Hase.
Der war wegen ähnlicher Geschäfte ausgegangen und wollte seinen Kohl besehen. Als der Igel ihn erblickte, wünschte er ihm einen freundlichen guten Morgen. Der Hase aber, der ein vornehmer Herr war und furchtbar hochnäsig dazu, erwiderte nicht den freundlichen Gruß des Igels, sondern sagte eingebildet und voller Hohn: „Was läufst du denn hier am frühen Morgen im Feld herum?“
„Ich gehe spazieren“, sagte der Igel.
„Spazieren?“ lachte der Hase.
„Ich finde, du solltest die Beine zu besseren Dingen benutzen.“
Über diese Antwort ärgerte sich der Igel sehr. Er konnte alles vertragen, aber auf seine Beine ließ er nichts kommen, weil Igelbeine nämlich von Natur aus krumm sind.
„Du bildest dir wohl ein“, sagte der Igel, „dass du mit deinen Beinen mehr anfangen kannst?“
„Aber gewiss“, sagte der Hase.
“ Nun das kommt auf einen Versuch an“, meinte der Igel.
„Warte ab, wenn wir um die Wette laufen, lauf ich an dir vorbei!“
„Dass ich nicht lache! Du mit deinen krummen Beinen!“ sagte der Hase.
„Aber meinetwegen – wenn du so übergroße Lust hast. Was gilt die Wette?“
„Einen Goldtaler und eine Buddel Schnaps“, sagte der Igel.
„Angenommen“, sprach der Hase.
„Schlag ein. Dann kann’s gleich losgehen.“
„Nein, so eilig ist es nicht“; meinte der Igel, „ich bin gerade erst aufgestanden, erst will ich mal nach Hause gehen und ein bisschen frühstücken. In einer halben Stunde bin ich wieder zur Stelle.“
Damit war der Hase einverstanden, und der Igel ging los. Unterwegs dachte er bei sich: „Der Hase verlässt sich auf seine langen Beine, aber dem werde ich’s schon zeigen. Er ist zwar ein vornehmer Herr, aber trotzdem ein dummer Kerl, und bezahlen muss er doch.“ Als der Igel zu Hause ankam, sagte er zu seiner Frau: „Frau, zieh dich schnell an, du musst mit mir aufs Feld!“
„Was gibt es denn?“ fragte seine Frau.
„Ich habe mit dem Hasen um einen Goldtaler und eine Buddel Schnaps gewettet. Ich will mit ihm einen Wettlauf machen, und da sollst du dabei sein.“
„O mein Gott, Mann!“ schrie die Igelfrau.
„Bist du verrückt geworden? Wie kannst du mit dem Hasen um die Wette laufen?“ „Halt den Mund, Weib“, sagte der Igel, „das ist meine Sache. Misch dich nicht in Männergeschäfte. Los, zieh dich an, und dann komm mit.“
Was sollte die Frau machen. Sie musste ihm folgen, ob sie wollte oder nicht.
Als sie miteinander unterwegs waren, sprach der Igel zu seiner Frau:
„Nun hör gut zu! Sieh mal, dahinten auf dem langen Acker wollen wir den Wettlauf machen. Und dabei wird der Hase in der einen Ackerfurche laufen und ich in der anderen, und von oben fangen wir an zu laufen. Nun hast du nichts weiter zu tun, als dich hier unten in die Furche zu stellen. Und wenn in der Furche der Hase ankommt, dann rufst du ihm entgegen: „Ich bin schon da.“ „
Mit diesen Worten waren sie beim Acker angelangt. Der Igel verwies seine Frau auf ihren Platz und ging selber den Acker hinauf. Als er oben ankam, war der Hase schon da.
„Kann es losgehen?“ fragte der Hase.
„Ja, dann man zu!“ sagte der Igel.
Und damit stellte sich jeder in seine Furche.
Der Hase zählte: „Eins – zwei – und drei“, und los raste er wie ein Sturmwind den Acker hinunter. Der Igel lief nur so drei Schritte, dann duckte er sich in die Furche nieder und blieb ruhig sitzen. Als nun der Hase in vollem Lauf unten ankam, rief ihm die Frau des Igels entgegen: „Ich bin schon da!“
Der Hase stutze und wunderte sich nicht wenig. Aber er zweifelte nicht, dass es der Igel war, der ihm das zurief. Denn bekanntlich sieht die Frau eines Igels genauso aus wie ihr Mann.
Der Hase aber meinte: „Das geht nicht mit rechten Dingen zu.“
Er rief: „Noch mal gelaufen, wieder zurück!“
Und ab jagte er wie ein Sturmwind, dass ihm die Ohren nur so um den Kopf flogen. Die Igelfrau aber blieb ruhig auf ihrem Platz. Als nun der Hase oben ankam, rief ihm der Igel entgegen: „Ich bin schon da!“
Der Hase war ganz außer sich vor Eifer und schrie:
„Noch mal gelaufen, wieder zurück!“
„Macht mir nichts aus“ antwortete der Igel. „Meinetwegen so oft du Lust hast.“
So lief der Hase noch dreiundsiebzig Mal, und der Igel hielt immer wieder mit. Jedes mal wenn der Hase unten oder oben ankam, sagten der Igel oder seine Frau:
„Ich bin schon da!“
Beim vierundsiebzigsten Mal aber kam der Hase nicht mehr ans Ziel. Mitten auf dem Acker stürzte er auf den Boden, das Blut floss ihm aus dem Hals, und er blieb tot auf der Stelle liegen. Der Igel aber nahm seinen gewonnenen Goldtaler und die Buddel Schnaps, rief seine Frau aus der Furche zurück, und beide gingen vergnügt miteinander nach Hause. Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute.
So kam es, dass auf der Buxtehuder Heide der Igel den Hasen totgelaufen hat. Seit jener Zeit hat es sich kein Hase wieder einfallen lassen, mit einem Buxtehuder Igel um die Wette zu laufen.
Die Lehre aber aus der Geschichte ist: Erstens, keiner, auch wenn er noch so vornehm ist, soll auf den Gedanken kommen, sich über einen einfachen Mann lustig zu machen, und wäre der auch nur ein Igel.